Aus dem Sanella-Album Australien Neuseeland

=========================================

Seite 37

Als wir morgens zu unserem Boot gehen, stellen wir einen fast zwei Meter langen grasgrünen Leguan. Da er keinen anderen Ausweg sieht, klettert er schnell und gewandt an einem glatten Eukalyptusbaum empor. Das hätte er lieber nicht tun sollen! Denn nun bietet er ein prächtiges Ziel für die Speere der Eingeborenen. Ein paar Sekunden später liegt er dann auch schon zappelnd und von zwei Speeren durchbohrt am Boden. Mit einigen Keulenschlägen wird das Tier getötet. Die Australneger werfen die Speere meist nicht mit der Hand, sondern mit einer einfachen, aber sinnreichen Schleudervorrichtung. Das Ding sieht aus wie ein breites, gewölbtes Holzschwert. Dahinein wird der Speerschaft gelegt. Beim Wurf verlängert die Speerschleuder den Arm um das Doppelte. Der Speer fliegt dann auch mit einer unheimlichen Wucht! Ich möchte jedenfalls so einen Zahnstocher nicht zwischen die Rippen bekommen!

Wir schwimmen, reiten und fahren zum Barriereriff

Endlich ist es geschafft - wir haben die Küste erreicht! In der Mündung des Ropers treffen wir ein Motorboot mit einigen Krokodiljägern, die gerade beim Aufbruch sind, als wir eintreffen. Wir haben wirklich einen Mordsdusel; denn die Männer wollen uns mit nach Burketown nehmen, weiter unten am Carpentaria=Golf! Plötzlich geht alles sehr schnell. Jonny heult wie ein Schloßhund, als wir ihm zum Abschied die Hände schütteln. Aber er muß ja nach Mataranka zurück, und wir haben noch eine lange Reise vor uns! Erst als er ein paar Fotos von uns beiden und Klaus' Feuerzeug bekommt, beruhigt er sich. Lange winkt er uns zu, als wir mit dem kleinen, flachen Boot abdampfen. Ja, es ist wirklich ein glücklicher Zufall, daß wir die Jäger trafen, die hier seit ein paar Wochen die Flußmündungen unsicher machten.

.

In dieser Ecke gibt es keinen regelmäßigen Schiffsdienst. Nur gelegentlich werden die kleinen Orte an der Küste von Frachtbooten oder Regierungsfahrzeugen angelaufen. Der Carpentaria=Golf ist flach und deshalb für größere Schiffe gefährlich. Nach ein paar Tagen kommen wir in Burketown an. Wir kaufen uns Pferde und brechen am nächsten Morgen auf. Am Leichhardt=River entlang geht es nach Süden. Schnell kommen wir aus dem dichten, tropischen Wald heraus. Die weite Savanne des Barkly=Tafellandes liegt vor uns! Als ich abends meinen Sattel unter einen Baum legen will, hüpft ein Kookaburra zur Seite, der eine zappelnde Eidechse im Schnabel hat. Immer wieder hören wir diesen drolligen Vogel irgendwo im Wald lachen, jawohl, richtig lachen! Die Farmer nennen den Kookaburra den "Lachenden Jack", und er gibt tatsächlich Laute von sich, die sich anhören, als lache ein Mensch, der sich hinter einem Busch versteckt hat.

.

Er ist ein mutiger kleiner Kerl, der ohne Bedenken Giftschlangen und Eidechsen angreift, und wenn sie auch doppelt und dreifach so lang sind wie er! Beim flackernden Schein des Lagerfeuers erzähle ich Klaus von Leichhardt, dem deutschen Forscher, der vor 100 Jahren dieses Land durchquerte - Queensland, ein Gebiet, das so groß ist, wie Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien zusammen! Mit zehn Begleitern brach er 1843 auf, um einen Landweg von Sydney nach dem Carpentaria=Golf zu finden. Nach anderthalb Jahren tauchte er - halb verhungert und schwer krank - allein an der Nordküste auf. Seine Begleiter waren umgekommen oder hatten ihn verlassen. Er vollbrachte eine Leistung, die einmalig war und die Tausenden von Farmern ein gewaltiges Siedlungsgebiet im Norden erschloß! "Er reiste wie wir, mit Pferden und einer einfachen Ausrüstung. Der Kompaß war das wichtigste und fast einzige Instrument, das er mitführte. Er wurde von Eingeborenen angegriffen und entkam dem Tode um Haaresbreite. Andere Australneger gaben ihm zu trinken, als er nahe dem Verdursten war!" "Was ist aus Leichhardt geworden?", fragt Klaus und setzt den Billy - so nennen wir in Australien den Kochtopf - aufs Feuer.

.

 Bildrückseite 47